Return on prevention Lohnen sich Präventionsmaßnahmen im Arbeitsschutz finanziell? Autor: Vivien Hahn
Alle Beschäftigten vor Gefahren und gesundheitlichen Schädigungen zu schützen – das ist heute nicht nur rechtlich vorgeschrieben, sondern sollte auch das oberste Ziel jedes Unternehmens sein. Damit dies gewährleistet werden kann, müssen gesetzliche Grundlagen und rechtliche Rahmenbedingungen im Unternehmen umgesetzt werden. Dies fordert Investitionen.
Wer noch weiter geht, versucht, mit präventiven Sicherheitsmaßnahmen den Arbeitsschutz noch zuverlässiger zu gewährleisten und die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern. Natürlich ist das eine gute Sache. Fraglich bleibt, wie wirksam Investitionen in den präventiven Arbeitsschutz wirklich sind und ob Unternehmen am Ende überhaupt wirtschaftlich davon profitieren können. Der sogenannte Return on Prevention soll Klarheit darüber verschaffen.
Themen in diesem Beitrag:
Leistungen Erstklassige Absicherung ab 83,- EUR mtl.
- Bestellung von Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt
- Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen und vieles mehr
- Dauerhafte Preisgarantie
Was ist der Return on Prevention?
Der Begriff Return on Prevention (RoP) wurde von Arbeitsschutz-Forscher:innen basierend auf dem betriebswirtschaftlichen Indikator “Return on Investment (ROI) entwickelt. Seit 2010 wird der RoP als Einheit verwendet, um das wirtschaftliche Erfolgspotenzial von Investitionen in den Arbeitsschutz zu berechnen. Er stellt somit das Kosten-Nutzen-Verhältnis von präventiven Maßnahmen im Arbeitsschutz dar. Das bedeutet, er kann Aufschluss darüber geben, wie sehr sich die Arbeitsschutzmaßnahmen, die speziell in euren Unternehmen eingesetzt worden sind, lohnen und sich auf eure Unternehmensziele auswirken.
Eine Studie der internationalen Vereinigung für soziale Sicherheit (IVSS), der deutschen gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) und der Berufsgenossenschaft Energie, Textil, Elektro, Medienerzeugnisse (BG ETEM) ergab, dass der Return on Prevention im Durchschnitt bei 2,2 liegt. Das bedeutet, ein in die Prävention investierter Euro beschert Unternehmen einen Erfolg in Höhe von 2,20 Euro – in Form von einem Plus an Sicherheit und Effizienz sowie von niedrigeren Kosten für Unfälle und Ausfälle.
Welche Kosten bringen Präventionsmaßnahmen mit sich?
Auch heute gehen viele Unternehmen davon aus, dass Arbeitsschutz mit hohen Kosten verbunden ist und sich Präventionsmaßnahmen nur bedingt lohnen. Natürlich sind präventive Maßnahmen für den Arbeitsschutz auch mit Kosten verbunden.
Zu diesen gehören zum Beispiel:
- Organisationskosten,
- Investitionskosten,
- sicherheitstechnische und arbeitsmedizinische Betreuung,
- Vorsorgeuntersuchungen,
- persönliche Schutzausrüstung,
- Kosten für Unterweisungen.
Dem gegenüber steht jedoch der ökonomische Nutzen von Präventionsmaßnahmen. Diese können unter anderem sein:
- Einsparungen durch abgewendete Betriebsstörungen oder Ausfallzeiten,
- Wertzuwachs durch gestiegene Motivation und Zufriedenheit der Mitarbeiter:innen,
- Wertzuwachs durch nachhaltige Qualitätsorientierung sowie verbesserte Produktqualität,
- Wertzuwachs und Reputationsgewinn durch besseres Image.
Auch können durch Präventionsarbeit weitere indirekte Vorteile erzielt werden, die sich nicht monetär messen lassen. Zu diesen gehören unter anderem:
- erhöhte Produktivität und verbesserte Servicequalität,
- verbesserte psychische Gesundheit der Mitarbeitenden,
- verbessertes Betriebsklima innerhalb des Unternehmens,
- gesteigerte Arbeitsmoral der Mitarbeitenden,
- flüssigere Kommunikationsprozesse.
Zu den indirekten Vorteilen gehören Einsparungen aufgrund der verbesserten Gesundheit der Mitarbeiter:innen. Dadurch wird die Häufigkeit von Risikofaktoren, Unfällen und Berufskrankheiten verringert. Gleichzeitig werden die Versicherungsprämien gesenkt und die Kosten für die Sicherung von Ersatzpersonal eingespart. Gerichtsverfahren, Bußgelder und sogar Vertragsstrafen können durch Prävention vermieden werden.
Doch nicht nur allgemeine Präventionsmaßnahmen wirken sich auf den Return on Prevention aus. Auch die Digitalisierung und die Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen haben einen Einfluss. Mithilfe von Digitalisierungs- und Automatisierungsprozessen lässt sich der Organisationsaufwand im Unternehmen deutlich reduzieren, was wiederum zu weiteren Einsparpotenzialen führt.
Was sind Arbeitsschutzmanagementsysteme?
Arbeitsschutzmanagementsysteme (AMS) dienen als Werkzeug, um den Arbeitsschutz systematisch umzusetzen und prozesshaft in die betrieblichen Abläufe zu integrieren. Ein AMS ermittelt und erkennt Gefahren am Arbeitsplatz, bevor es zu einem Arbeitsunfall oder einer Berufskrankheit kommt. Es hilft außerdem dabei, geltende Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften einzuhalten.
Ein Arbeitsschutzmanagementsystem ist der Teil des betrieblichen Managements eines Unternehmens und umfasst folgende Punkte:
- Arbeitsorganisation und -politik im Bereich Sicherheit und Gesundheitsschutz im Unternehmen,
- Planungsprozess für die Verhütung von Unfällen und Krankheiten,
- Verantwortlichkeiten des Linienmanagements und die Verwaltung von Aktivitäten,
- Praktiken, Verfahren und Ressourcen für die Entwicklung und Umsetzung,
- Überprüfung und Aufrechterhaltung der Sicherheit und des Gesundheitsschutzes am Arbeitsplatz.
Und was kostet es eigentlich im Gegensatz, wenn ein Arbeitsunfall entsteht?
Studien der Handwerkskammern kommen zu dem Ergebnis, dass kleinere Unternehmen mit mindestens 200 Euro, größere Unternehmen mit mindestens 400 Euro Kosten pro Unfalltag rechnen müssen. Berechnet man die durchschnittlichen Kosten pro Unfall und Betrieb, muss man laut der DGUV 2.300 Euro als Unternehmen aufwenden.
Lohnen sich Arbeitsschutzmanagementsysteme?
Die Gründe für die Einführung von Arbeitsschutzmanagementsystemen können sehr unterschiedlich sein. Vermehrt geht es hierbei um die Rechtssicherheit, das Image oder die Kundenerwartung. Die wenigsten gehen davon aus, dass Arbeitsschutz auch wirtschaftliche Vorteile mit sich bringt.
Ein Managementsystem für Sicherheit und Gesundheitsschutz kann jedoch den Unternehmen helfen, die Zahl der Unfälle zu verringern und die betriebliche Effizienz zu verbessern. Neben der Verbesserung des Images eines Unternehmens, der Stärkung des Vertrauens und der Erleichterung des Zugangs zu Finanzmitteln bieten Arbeitsschutzmanagementsysteme einen entscheidenden langfristigen Vorteil: die Minimierung der Kosten von Arbeitsunfällen.
Daher ist die Einführung eines Arbeitsschutzmanagementsystems eine der präventiven Maßnahmen im Bereich des Arbeitsschutzes, die sich auszahlen kann. Verpflichtend ist der Einsatz von AMS nicht, dennoch wagen viele Unternehmen die Investition.
Arbeitsschutz lohnt sich immer
Ein gut umgesetzter Arbeits- und Gesundheitsschutz betrifft alle Branchen. Er erhöht die Sicherheit, die Effizienz und die Qualität der Arbeit und steigert die Motivation der Mitarbeiter:innen – unabhängig von der Größe des Unternehmens. Um diese Effekte zu erzielen, müssen die betrieblichen Abläufe von Anfang an gut durchdacht sein. Nur so können Gefahren erkannt und entsprechende Maßnahmen ergriffen werden.
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Beitragsbild: © Shutterstock, Ekahardiwito