Arbeitszeitmodelle Schichtarbeit: So schützt ihr die Gesundheit eurer Mitarbeitenden

Work-Life-Balance und Schichtarbeit – ist das überhaupt möglich? In manchen Branchen, wie beispielsweise in der medizinischen Versorgung, ist das Schichtarbeitssystem unverzichtbar. Ob Früh-, Spät- oder Nachtschicht, Mitarbeitende müssen stets anwesend sein, um den kontinuierlichen Betrieb aufrechtzuerhalten.

Bei rotierenden Arbeitszeiten ist das Risiko für Gesundheitsschäden eurer Mitarbeitenden enorm, insbesondere bei regelmäßigem Wechsel zwischen Nacht- und Frühschicht. Ihr müsst daher auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz eures Betriebes Rücksicht nehmen, damit eure Arbeitnehmer:innen keine langfristigen Schäden davontragen. Dieser Beitrag gibt einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Arbeitszeitmodelle, ihre Vor- und Nachteile sowie praktische Tipps für den Umgang mit Schichtarbeit.

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Was ist Schichtarbeit?

Unter der Schichtarbeit versteht man, dass euer Arbeitsplatz über den Tag hinweg von mehreren Mitarbeiter:innen hintereinander besetzt wird. Dabei überschneiden sich die Ruhezeiten eines Mitarbeitenden mit der Arbeitszeit eines anderen. Wenn euer Arbeitsplatz länger als die täglichen Arbeitszeiten besetzt sein soll, kann ein Schichtarbeitssystem sinnvoll sein.

Welche Schichtzeiten gibt es?

Je nach Arbeitgebenden oder Branche existieren verschiedene Arbeitszeiten. In der Regel sind jedoch diese Zeiten für die Schichtarbeit gängig:

  • Frühschicht: 6 Uhr bis 14 Uhr
  • Spätschicht: 14 Uhr bis 22
  • Nachtschicht: 22 bis 6 Uhr
Der Arbeiter sitzt mit Solarpaneelen auf dem Dach und schaut auf die Armbanduhr. © Adobe Stock, dusanpetkovic1
Ein Schichtwechsel geschieht zu einer vorher festgelegten Zeit. © Adobe Stock, dusanpetkovic1

Welche Formen des Schichtbetriebs existieren?

Als Unternehmer:in habt ihr die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Formen des Schichtbetriebs zu wählen:

Kontinuierliche Sichtarbeit

Der Betrieb läuft in einem kontinuierlichen Zyklus, oft ohne Unterbrechung. Mitarbeitende arbeiten in verschiedenen Schichten, die sich regelmäßig abwechseln. Dabei gibt es zwei Arten von kontinuierlicher Schichtarbeit:

Vollkontinuierliche Schichtarbeit

Hier wird in einem Betrieb rund um die Uhr gearbeitet, also 24 Stunden am Stück. Das bedeutet, auch an Feiertagen oder Wochenenden.

Vorteile:

  • Maximale Nutzung der Betriebsprozesse
  • Arbeitnehmer:innen erhalten längere Freizeitblöcke

Nachteile:

  • Höhere Belastung für Mitarbeitende
  • Schwierige Vereinbarkeit von Freizeit und Beruf

Teilkontinuierliche Schichtarbeit

Wenn die Schichtarbeit zum Beispiel an einem Wochenende oder an Feiertagen unterbrochen wird, spricht man von teilkontinuierlicher Schichtarbeit.

Vorteile:

  • Bessere Work-Life-Balance durch freie Tage
  • Reduzierte Betriebskosten durch weniger Wochenend- und Feiertagszuschläge

Nachteile:

  • Keine durchgängige Betriebsbereitschaft des Unternehmens
  • Zusätzlicher Verwaltungsaufwand für den Betrieb, um alle Aufgaben innerhalb der Woche zu erledigen

Nicht kontinuierliche Schichtarbeit

Der Betrieb läuft in einem kontinuierlichen Zyklus, oft ohne Unterbrechung. Arbeitnehmende arbeiten in verschiedenen Schichten, die sich regelmäßig abwechseln. Dabei gibt es zwei Arten von kontinuierlicher Schichtarbeit:

Vorteile:

  • Bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben und reduzierte gesundheitliche Risiken durch Vermeidung von Nachtschichten
  • Einfache Schichtplanung

Nachteile:

  • Geringere Betriebsbereitschaft
  • Weniger Flexibilität bei unerwarteten Anforderungen oder dringenden Einsätzen
Ein älterer Patient und eine Krankenschwester sind im Krankenhaus. © Adobe Stock, pikselstock
In Krankenhäusern oder ähnlichen Institutionen sind Schichtarbeitssysteme erforderlich, um Patienten durchgängig betreuen zu können. © Adobe Stock, pikselstock

In welchen Branchen und Berufen ist Schichtarbeit üblich?

Die Schichtarbeit ist in vielen Branchen unverzichtbar, um den Betrieb rund um die Uhr aufrechtzuerhalten. Besonders in sicherheitsrelevanten Bereichen ist rotierende Arbeitszeit notwendig. Hier sind typische Branchen, wo die Schichtarbeit zu finden ist:

  • Feuerwehr
  • Polizei
  • Bundeswehr
  • Krankenhäuser
  • Pflegeheime
  • Kraftwerke
  • Justizvollzug
  • Produktionsbetriebe
  • Automobilindustrie
  • Gastronomie
  • Sicherheitsdienst
  • Verkehrsunternehmen
  • Spedition
  • Callcenter

Nachdem wir die Grundlagen der Schichtarbeit und die verschiedenen Arbeitszeitmodelle besprochen haben, werfen wir einen Blick auf die gesetzlichen Regelungen, die für Schichtarbeit in Deutschland gelten.

Arbeitsschutz bei der Schichtarbeit

Wenn euer Betrieb auf ein Schichtsystem angewiesen ist, sollte Arbeitsschutz eine zentrale Rolle spielen. Schichtarbeit kann erhebliche physische und psychische Belastungen mit sich bringen, daher ist eine präventive Gestaltung der Arbeitsbedingungen zum Schutz eurer Mitarbeitenden unerlässlich.

Bauingenieurin nutzt digitales Tablet auf der Baustelle. © Adobe Stock, Dragana Gordic
Arbeitgeber:innen sind gesetzlich dazu verpflichtet, auf den Schutz der Mitarbeitenden zu achten. © Adobe Stock, Dragana Gordic

Wie ist Schichtarbeit gesetzlich geregelt?

In Deutschland ist die Schichtarbeit durch verschiedene Gesetzgebungen reglementiert. Darunter sind folgende Bestimmungen für euch zu beachten:

  • Arbeitszeit: Die allgemeine Arbeitszeit im Schichtdienst darf 8 Stunden nicht überscheiten. Dabei zählt die Pause nicht zur Dienstzeit hinzu. Unter bestimmten Bedingungen dürfen die Stunden jedoch auf bis zu 10 Stunden verlängert werden. Das ist der Fall, wenn innerhalb eines Kalendermonats oder innerhalb von 4 Wochen werktags durchschnittlich nur 8 Stunden gearbeitet wurde.
  • Ruhezeiten: Es sind mindestens 11 Stunden zwischen zwei Schichten einzuhalten. Abweichungen können in Krankenhäusern und anderen Einrichtungen zur Behandlung, Pflege und Betreuung von Personen eintreffen.
  • Geregelte Pausen: Bei einer Arbeitszeit von 6 bis 9 Stunden sind 30 Minuten Pause vorgeschrieben. Ab einer Arbeitszeit von über 9 Stunden haben eure Mitarbeitenden Anspruch auf eine Pause von 45 Minuten.
  • Freie Tage: Für das Arbeiten an einem Sonn- oder Feiertag erhalten Schichtarbeiter:innen einen Ersatzruhetag.
  • Jugendschutz: Grundsätzlich dürfen Jugendliche nur zwischen 6 und 20 Uhr arbeiten (§ 14 Abs. 1 JArbSch). Ausnahmen und nach Alter gestaffelte Abweichungen hiervon sind in den Absätzen des § 14 JArbSchG geregelt. Unter anderem dürfen Jugendliche über 16 Jahren in Bäckereien und Konditoreien schon ab 5 Uhr beschäftigt werden.
  • Mutterschutz: Werdende und stillende Mütter unterliegen dem Mutterschutz. Nachtarbeit zwischen 20 und 6 Uhr ist für sie gemäß § 8 Abs. 1 MuSchG grundsätzlich nicht zulässig. Darüber hinaus gibt es weitere Schutzbestimmungen, die sicherstellen, dass ihre Gesundheit und die des Kindes nicht gefährdet werden. Beispielsweise gilt ein generelles Beschäftigungsverbot kurz vor der Geburt. Hier erfährt ihr mehr zum Umgang mit werdenden Müttern.

Die gesetzlichen Regelungen in Deutschland, wie beispielsweise im Arbeitsschutzgesetz, sind darauf ausgelegt, die Gesundheit eurer Mitarbeitenden zu schützen. Es ist daher wichtig, sich daran zu halten und diese regelmäßig zu überprüfen.

Was ihr bei der Gefährdungsbeurteilung beachten müsst

Arbeitszeiten gelten als Gefährdungsfaktor, weil sie einen direkten Einfluss auf die Gesundheit der Mitarbeitenden haben. Zwar ist Schichtarbeit bislang weder von vielen betrieblichen Akteuren noch von den Arbeitsschutzinstitutionen als gravierender Gefährdungsfaktor eingestuft, dennoch spielt Schichtarbeit als Teil der Arbeitszeiten eine wichtige Rolle. Gesundheitliche und sicherheitstechnische Aspekte sind in einer Gefährdungsbeurteilung zu erfassen. So sind beispielsweise aufkommende Schlafdefizite zu vermeiden, welche unter anderem die Reaktionszeit vermindern können. Die alltägliche Arbeit darf zu keinem Zeitpunkt dadurch gefährdet sein.

Bedeutet Schichtarbeit gleich ein höheres Unfallrisiko?

Diverse Studien weisen darauf hin, dass es bei abweichenden oder ungewöhnlichen Arbeitszeiten zu einem höheren Unfallrisiko als bei üblichen Arbeitszeiten kommt. Der Wechsel zwischen verschiedenen Schichten ist körperlich sowie physisch anspruchsvoll. Zu viele Nachtschichten hintereinander, ohne einen freien Tag, führen zu Schlafmangel und dies kann infolgedessen zu einem Ungeschick bei der Arbeit führen.

Erhalten Arbeitnehmer:innen bei Schichtarbeit Zuschlag?

Durch einen Schichtzuschlag wird die Schichtarbeit meistens besser vergütet als reguläre Arbeitszeit. Besonders bei Nachtschichten sind Zuschläge von Arbeitgeber:innen zu zahlen. Außerdem werden diese Extrazahlungen laut EStG § 3b begünstigt besteuert, was einen erheblichen Vorteil bei der Gehaltsabrechnung darstellt.

Arzt in Uniform geht von der Arbeit nach Hause und läuft vor dem Krankenhausgebäude. © Adobe Stock, Halfpoint
Eine ausgewogene Work-Life-Balance hilft bei einem stressigen Arbeitsalltag. © Adobe Stock, Halfpoint

Ist Schichtarbeit schlecht für die Gesundheit?

Das Thema Schichtarbeit wird oft mit gesundheitlichen Herausforderungen, besonders durch rotierende Arbeitszeiten, konfrontiert. Dabei hängt es von Mensch zu Mensch ab, wie sich dieses Arbeitszeitmodell auf die Gesundheit auswirkt. Faktoren wie, ob jemand eher ein Nacht- oder Morgenmensch ist, können Auswirkungen auf das Wohlbefinden haben. Die Nachtschicht ist, objektiv gesehen, die anspruchsvollste Arbeitszeit durch die Veränderung der inneren Uhr. Zudem ist der Schlaf tagsüber nicht so tief wie nachtsüber.

Eine durch Schichtarbeit verursachte Berufskrankheit im Sinne der Berufskrankheitenverordnung gibt es offiziell nicht. Dennoch müssen sich eure Mitarbeiter:innen an verschiedene Zeiten anpassen, was langfristige Folgen haben kann.

Häufige Folgen und Krankheiten beim Arbeiten im Schichtsystem:

  • Kein natürlicher Tag-Nacht-Rhythmus
  • Schlafstörungen
  • Appetitlosigkeit
  • Verdauungsprobleme
  • Müdigkeit
  • Nervosität
  • Diabetes Mellitus Typ 2
  • Herz- und Kreislauf-Erkrankungen
  • Vitamin-D-Mangel
  • Depressionen

Was sind Präventivmaßnahmen für die Gesundheit?

Besonders bei wechselnden Schichtarbeiten sind Gesundheitsmaßnahmen ratsam. Damit der Biorhythmus weniger leidet, sind folgende Tipps hilfreich:

  • Schlaf-Wach-Rhythmus einhalten: Für den Körper sind regelmäßige Schlafzeiten wichtig. Daher sollte die Schlafenszeit eurer Arbeitnehmer:innen jede Nacht nur um bis zu zwei Stunden variieren.
  • Vorwärtswechsel statt Rückwärtswechsel: Das Rotieren von Früh-, Spät-, zu Nachtschicht ist besser für den Körper als andersrum (Nacht-, Spät-, Frühschicht).
  • Proaktive Gestaltung des Schichtplans: Mitarbeitende profitieren davon Mitspracherecht bei der Erstellung des Schichtplans zu haben.
  • Vorausplanung: Das Privatleben muss für eure Beschäftigten planbar bleiben, deswegen sollte der Schichtplan mit genügend Zeit im Voraus geplant werden.
  • Work-Life-Balance: Dazu zählt eine aktive Freizeitgestaltung, um einen Ausgleich zur Arbeitszeit zu schaffen.

Wie kann die Nachtarbeit für eure Mitarbeiter:innen komfortabel gestaltet werden?

Neben einem ergonomischen Arbeitsplatz kann auch die Beleuchtung eine große Rolle spielen, um eure Arbeitnehmenden auf den Biorhythmus der Nachtschicht einzustellen. Eine künstliche Lichtquelle sollte laut dem Ausschuss für Arbeitsstätten (ASTA) einen Höchstwert von ungefähr 4.100 Kelvin haben. Zudem soll die Farbe der Beleuchtung „Neutralweiß“ oder „Warmweiß“ sein.

Die Arbeitssicherheit Sofort unterstützt euch beim Thema Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz

Auf die Gesundheit eurer Mitarbeiter:innen zu achten, ist fundamental für den langfristigen Erfolg des gesamten Betriebs. Wie dieser Beitrag gezeigt hat, kann Schichtarbeit ein Risiko sein. Aus diesem Grund ist es wichtig, auf eine ausgewogene Work-Life-Balance zu achten.

Wir unterstützen euch bei einer digitalen Gefährdungsbeurteilung, damit wir gemeinsam mangelhafte Faktoren finden und passende Maßnahmen entwickeln können. Wenn ihr rund um das Thema Arbeitssicherheit Unterstützung benötigt, bietet euch die Arbeitssicherheit Sofort hier das passende Angebot.

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Beitragsbild: © Shutterstock, PeopleImages.com – Yuri A

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