Gefährdungsbeurteilung Arbeitgeberpflicht: Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung Autor: Hannah Yeboah
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz zu ermitteln und Abhilfe zu schaffen lohnt sich für euch nicht nur, um für das Wohl eurer Mitarbeitenden zu sorgen. Ihr seid sogar dazu verpflichtet. Hier erfahrt ihr, was es mit einer Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung auf sich hat, wie ihr diese durchführt und welche Maßnahmen ihr treffen könnt, um toxischem Stress bei euren Angestellten vorzubeugen.
Themen in diesem Beitrag
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- Bestellung von Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt
- Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen und vieles mehr
- Dauerhafte Preisgarantie
Was sind psychische Belastungen am Arbeitsplatz?
“Belastung” ist erst einmal ein neutraler Begriff. Belastungen sind Faktoren, denen eure Angestellten ausgesetzt sind. Zu den Belastungen am Arbeitsplatz zählen beispielsweise:
- der Arbeitsinhalt
- die Arbeitsorganisation
- soziale Beziehungen
- Arbeitsformen
- Umgebungsfaktoren wie Lärm, Beleuchtung und Klima
- Dauer, Lage und Verteilung der Arbeitszeit (wie Schichtwechsel, Arbeitszeit- und Pausenregelungen)
- das Führungsverhalten der Vorgesetzten
Viel entscheidender als die Belastung ist die sogenannte psychische Beanspruchung. Psychische Beanspruchung beschreibt die Auswirkungen der psychischen Belastung auf die Mitarbeitenden. Diese können je nach Person individuell sein, da Menschen unterschiedliche Stärken und Bewältigungsstrategien besitzen, um mit den Belastungen umzugehen.
Je nach Verfassung der Mitarbeitenden können die Beanspruchungsfolgen variieren. Die Symptome der psychischen Belastung können also positiv oder negativ ausfallen. Positive Beanspruchungsfolgen können beispielsweise Weiterentwicklung, Erfolgserlebnisse oder Wohlbefinden sein. Unter negativen Beanspruchungsfolgen versteht man Symptome wie Ermüdung, negativen Stress und Konzentrationsschwäche, welche auf Dauer zu Konflikten, Fehlzeiten, Fluktuation, Unzufriedenheit und psychischen sowie physischen Krankheiten führen können.
Sind zwei Mitarbeitende denselben Belastungen ausgesetzt, können diese also je nach individuellen Voraussetzungen unterschiedlich auf sie wirken und dementsprechend auch unterschiedliche Symptome hervorrufen.
Was ist eine psychische Gefährdungsbeurteilung?
Bei einer psychischen Gefährdungsbeurteilung geht es darum, Belastungsfaktoren aufzudecken, die bei euren Mitarbeitenden zu negativem Stress führen und somit auf Dauer krank machen können. Im Fokus steht nicht die psychische Verfassung einzelner Mitarbeitenden, sondern die Rahmenbedingungen und Tätigkeiten insgesamt. Schriftliche Befragungen von Mitarbeitenden, Beobachtungen, Interviews oder auch moderierte Workshops können Aufschluss über die psychischen Beanspruchungen am Arbeitsplatz geben.
Wer führt eine psychische Gefährdungsbeurteilung durch?
Am Prozess der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung können mehrere Akteur:innen beteiligt sein. Dazu zählen in erster Linie die Geschäftsführung, Abteilungsleiter:innen, der Betriebsrat, Betriebsärzt:innen sowie die Fachkraft für Arbeitssicherheit.
Ihr als Arbeitgebende seid für die Planung und Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung verantwortlich und könnt fachkundige Personen wie eure Fachkraft für Arbeitssicherheit zu Rate ziehen. Am besten erfolgt das Ganze auftragsbezogen, also entweder für das gesamte Projekt oder für Teilbereiche. Ein Beispiel: Das Unternehmen führt eine Mitarbeiter:innenbefragung durch und externe Spezialist:innen stehen bei der Auswertung und der Entwicklung nötiger Maßnahmen zur Seite.
Außerdem empfiehlt es sich, auch die Angestellten in den Prozess mit einzubeziehen. Anders als die körperliche lässt sich die psychische Beanspruchung am Arbeitsplatz nämlich nicht objektiv messen. Indem sich eure Angestellten aktiv an der Beurteilung der eigenen Arbeitssituation beteiligen, trägt das gleichzeitig zu höherer Akzeptanz und mehr Verständnis in Bezug auf Maßnahmen bei.
Ist eine Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung Pflicht?
§ 4 des Arbeitsschutzgesetzes schreibt vor, dass die Arbeit der Angestellten so zu gestalten ist, dass eine Gefährdung für das Leben sowie für die physische und die psychische Gesundheit so gut wie möglich vermieden wird. Die verbleibende Gefährdung muss möglichst gering gehalten werden.
§ 5 Absatz 4 Nr. 6 des Arbeitsschutzgesetz besagt zudem, dass die regelmäßige psychische Gefährdungsbeurteilung für alle Arbeitgebenden Pflicht ist. Eine Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung muss nicht gesondert erfolgen, sondern kann auch im Rahmen der allgemeinen Gefährdungsbeurteilung durchgeführt werden. Über diese erfahrt ihr hier mehr.
Seit dem 1. Januar 2018 werden durch das Gewerbeaufsichtsamt, die Berufsgenossenschaft sowie die Renten- und Unfallversicherung verstärkt Kontrollen durchgeführt. Wenn ihr eurer Verpflichtung, eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen, nicht nachkommt, wird euch die Landesbehörde für Arbeitssicherheit auf die Verletzung dieser Pflicht hinweisen. Versäumt ihr es, die Gefährdungsbeurteilung innerhalb einer festgelegten Frist nachzuholen, droht ein Bußgeld oder auch eine Freiheitsstrafe.
Habt ihr die Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung nicht durchgeführt oder wurde diese im Rahmen einer allgemeinen Gefährdungsanalyse nicht berücksichtigt und es kommt zu einer psychischen Erkrankung, die auf eine Belastung am Arbeitsplatz zurückzuführen ist, seid ihr nach § 842 – § 844 BGB zu Schadenersatz verpflichtet.
Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung in 7 Schritten
1 Vorbereitung
Im ersten Schritt sollten die Zuständigkeiten aller Akteur:innen, die an der Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung beteiligt sind, genau geklärt werden. Es bietet sich im ersten Schritt außerdem an, einen Zeitrahmen zu erstellen.
Außerdem solltet ihr eure Angestellten über die Durchführung der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung informieren. Vergesst jedoch nicht, dass die Ankündigung auch mit gewissen Erwartungen eurer Mitarbeitenden bezüglich Verbesserungen einhergeht. Werden diese nicht erfüllt, kann das zu Frustration und zur Verschlechterung des Betriebsklimas führen.
2 Festlegen von Gruppen nach Tätigkeiten und Bereichen
Im nächsten Schritt solltet ihr alle Tätigkeitsbereiche in eurem Unternehmen bestimmen. Das ist nicht nur sinnvoll, da verschiedene Tätigkeiten auch mit unterschiedlichen bzw. unterschiedlich stark ausgeprägten Belastungen einhergehen, sondern wird auch vom Gesetzgeber vorgeschrieben. Ihr müsst die Bildung der Gruppen dokumentieren und sie muss für Kontrolldienste nachvollziehbar sein.
Ihr könnt die Tätigkeitsbereiche bestimmen, indem ihr die Berufsgruppen sowie die Arbeits- und Organisationsbereiche zusammenfasst. Berufsgruppen können beispielsweise Führungskräfte, ambulante Pflegekräfte oder Elektriker:innen sein. Arbeits- und Organisationsbereiche lassen sich in Abteilungen wie Verwaltung, Produktion, Baustelle oder Lager aufteilen. Während Mitarbeitende der einen Abteilung häufiger Zeitdruck ausgesetzt sind, spielen in einer anderen Abteilung beispielsweise Umgebungsfaktoren eine größere Rolle.
3 Erfassung der psychischen Belastung
Psychische Belastungen können ermittelt werden, indem Merkmalsbereichen wie Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe, Arbeitsorganisation, soziale Beziehungen, Arbeitsumgebung Belastungsprofile zugeschrieben werden, welche im Anschluss genauer beurteilt werden. Im Folgenden werden die Merkmalsbereiche noch einmal mit ihren jeweiligen Belastungsprofilen aufgelistet:
Arbeitsinhalt/Arbeitsaufgabe
- Vollständigkeit der Aufgabe
- Handlungsspielraum
- Variabilität
- Information/Informationsangebot
- Verantwortung
- Qualifikation
- Emotionale Inanspruchnahme
Arbeitsorganisation
- Arbeitszeit
- Arbeitsablauf
- Kommunikation/Kooperation
Soziale Beziehungen
- Kolleg:innen
- Vorgesetzte
Arbeitsumgebung
- physikalische und chemische Faktoren
- physische Faktoren
- Arbeitsplatz- und Informationsgestaltung
- Arbeitsmittel
Es lohnt sich zudem, auch Informationen zusammenzutragen, die euch bereits vorliegen und Aufschluss über psychische Beanspruchung geben können. Hierzu zählen Befragungen von Mitarbeitenden, die zu einem früheren Zeitpunkt durchgeführt wurden, aber auch Kennzahlen über die Fluktuation im Unternehmen sowie Statistiken zu Fehlzeiten in den einzelnen Abteilungen.
Wenn ihr alle euch vorliegenden relevanten Daten zusammengetragen und den Organisationseinheiten und Tätigkeitsgruppen die jeweiligen Belastungsprofile zugeschrieben habt, solltet ihr euch Gedanken über Analyseinstrumente machen, die sich für euer Unternehmen am besten eignen. Dies können beispielsweise Workshops, Befragungen oder Arbeitsbeobachtungen sein.
4 Beurteilung der psychischen Belastung
Der nächste Schritt der Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung dreht sich um die Beurteilung der ermittelten Belastungen. Abhängig von dem Ergebnis eurer Analyse ist ein daran angepasstes Handeln gefragt. Entscheidend ist, welche Arbeits- und Tätigkeitsbereiche von welchen Belastungsfaktoren negativ beeinflusst werden und ob diese Einschätzung auf einen Großteil der Belegschaft oder nur auf wenige Einzelfälle zutrifft.
Es kann beispielsweise sein, dass sich ein Großteil der Mitarbeitenden in der Verwaltung negativ vom Zeitdruck belastet fühlt. Wenn dies in anderen Abteilung dagegen kaum jemand angibt, ist das ein relativ eindeutiges Zeichen dafür, dass der Zeitdruck in der Verwaltung tatsächlich zu hoch ist.
Zur Interpretation könnt ihr nun auch die internen Daten, die euch vorliegen, hinzuziehen. Stimmt beispielsweise ein hoher Krankenstand eines Arbeitsbereichs mit Angaben der Befragung der Mitarbeitenden überein, ist auch das ein wichtiges Indiz für einen Handlungsbedarf.
5 Entwicklung und Umsetzung von Maßnahmen
Die Maßnahmenentwicklung und -umsetzung ist der zentrale Punkt und das Ziel der Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung. Auch hier gibt es verschiedene Vorgehensweisen, zwischen denen ihr wählen könnt.
Ihr könnt zwischen leicht und zeitnah zu realisierenden Umsetzungen (Quick Wins) und langfristigen Maßnahmen unterscheiden. Ein Beispiel: Als schnelle Lösung bei einer zu hohen Lautstärke im Büro eignet sich die Anschaffung von Headsets und Raumteilern. Entscheidet ihr euch dafür, mit den Quick Wins zu starten, kann dies zur Zufriedenheit eurer Mitarbeitenden führen, da sie merken, dass ihr euch ihrer Anliegen annehmt und schnell handelt.
Ihr könnt die Belastungsfaktoren auch priorisieren und solche mit höherer Priorität als erstes angehen. Um zu priorisieren, kann ein Ampelsystem hier hilfreich sein. Hat eine Umfrage beispielsweise ergeben, dass sich eine Vielzahl an Mitarbeitenden eines bestimmten Arbeitsbereiches negativ vom Zeitdruck am Arbeitsplatz beeinflusst fühlt, lohnt es sich, dieses Thema direkt anzugehen. Fühlt sich dadurch nur ein geringer Anteil der Mitarbeitenden negativ Beansprucht, hat der jeweilige Belastungsfaktor eine weniger hohe Priorität. Trotzdem solltet ihr als Unternehmen:innen für alle Anliegen ein offenes Ohr haben.
Eine andere Möglichkeit ist es, zu beurteilen, von welchen Belastungsfaktoren die größte Gefahr für eure Mitarbeitenden ausgeht.
6 Wirkungskontrolle
Auch die Wirksamkeitsprüfung gehört gemäß § 3 des Arbeitsschutzgesetzes zu euren Grundpflichten als Arbeitgebende. Es ist hilfreich, Statistiken im Blick zu behalten. Habt ihr bestimmte Maßnahmen beispielsweise ergriffen, um Unterbrechungen bei der Arbeit zu verringern, solltet ihr nach angemessener Zeit kontrollieren, ob sich diese Zahl auch tatsächlich verringert hat. Im Anschluss muss die Gefährdungsbeurteilung aktualisiert und fortgeschrieben werden. Die Kontrolle kann durch eine erneute Befragung eurer Angestellten erfolgen. Diese kann auch im Rahmen eines Workshops stattfinden.
7 Dokumentation
§ 6 des Arbeitsschutzgesetzes verpflichtet alle Arbeitgebenden zu einer Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung. Folgende Punkte müssen in der Dokumentation aufgeführt werden:
- Beurteilung der Gefährdungen
- Festlegung konkreter Arbeitsschutzmaßnahmen einschließlich Terminen und Verantwortlichen
- Durchführung der Maßnahmen
- Überprüfung der Wirksamkeit
- Datum der Erstellung
Welche Vorteile bringt eine Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung mit sich?
Die Beseitigung psychischer Belastungsfaktoren trägt nicht nur nachhaltig zur Zufriedenheit der Mitarbeitenden bei, sondern wirkt sich auch positiv auf das gesamte Unternehmen aus. Folgende Vorteile bringt die Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung mit sich:
Förderung von Motivation, Leistungsfähigkeit und Arbeitszufriedenheit der Mitarbeitenden
Steigerung der Attraktivität des Unternehmens für neue Fachkräfte
Aufdeckung organisatorischer Schwachstellen und Reibungspunkte
Reduzierung von Fehlzeiten, Fluktuation, Qualitätsmängeln und Produktionseinbußen.
Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung – wir helfen euch weiter
Mit einer Gefährdungsbeurteilung psychische Belastung seid ihr auf der rechtssicheren Seite. Wir helfen euch weiter, wenn ihr euch die Frage stellt, wie die Umsetzung ganz konkret aussieht. Wer nur wenig Zeit hat, kann unser Webportal SMART CAMPUS ganz ohne Verpflichtungen 30 Tage kostenlos testen und von unseren schnellen digitalen Produkten profitieren. Hier findet ihr alle relevanten Gefährdungsbeurteilungen, die Basis-Unterweisungen Arbeitssicherheit, Erste Hilfe, Brandschutz und viele weitere tätigkeitsbezogene Unterweisungen und Online-Trainings.
Selbstverständlich bieten wir euch auch die Gefährdungsbeurteilungen in digitaler Form an. Damit könnt ihr ohne hohen Zeitaufwand eure Pflichten als Arbeitgebende erfüllen und somit für die psychische und körperliche Gesundheit eurer Beschäftigten sowie deren Sicherheit sorgen. Wenn ihr Fragen zu SMART CAMPUS und dem kostenlosen Testzugang habt, ruft uns gerne an oder schreibt unserer Kundenberatung eine E-Mail. Wir freuen uns auf eure Anfrage!
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