Altersgerechtes Arbeiten im Betrieb Altersgemischte Teams managen: Tipps für Arbeitgeber:innen
Durch den demografischen Wandel in Deutschland treffen immer häufiger altersgemischte Teams aufeinander. Aber wie könnt ihr Generation Babyboomer und die Gen Z erfolgreich managen? Hier findet ihr Tipps!

Ganz gleich ob ältere oder jüngere Beschäftigte – in der Arbeitswelt verfügt jede Altersgruppe über positive Eigenschaften, die für euch als Arbeitgeber:innen von unschätzbarem Wert sein können. Solltet ihr euch also wirklich zwischen nützlicher Erfahrung und frischem Wind entscheiden? Oder ist es vielleicht sogar sinnvoll, beide Aspekte in eurem Unternehmen zu kombinieren?
In diesem Beitrag geben wir euch einen Überblick über altersgemischte Teams und Tipps, wie die Zusammenarbeit auf Augenhöhe funktioniert.
Was bedeutet alters- und alternsgerechtes Arbeiten?
Als Arbeitgeber:innen seid ihr bestimmt schon einmal über die Begriffe „alternsgerecht” und „altersgerecht” gestoßen. Das kleine „n” im Wort macht hier den feinen Unterschied. Aber was bedeuten diese Begriffe konkret?
Alternsgerechtes Arbeiten: Alternsgerecht bedeutet den Bedürfnissen des Älterwerdens präventiv gerecht zu werden. Es geht darum, eure Mitarbeitenden während ihres gesamten Erwerbslebens so zu unterstützen, dass sie leistungsfähig, motiviert sowie gesund bleiben. Ziel ist es auch, einer Über- oder Unterforderung entgegenzuwirken und die individuelle Entwicklung eurer Mitarbeiter:innen zu fördern.
Altersgerechtes Arbeiten: Altersgerecht hingegen bezieht sich auf konkrete Anpassungen an altersbedingte Veränderungen. Hierbei steht die Gestaltung eurer Arbeitsplätze und -bedingungen im Mittelpunkt, sodass Mitarbeiter:innen mit zunehmendem Alter weiterhin effektiv und sicher arbeiten können.
Beide Ansätze greifen ineinander und zielen darauf ab, eine Arbeitsumgebung zu erschaffen, die für alle Generationen passend ist.
Im Fokus stehen dabei:
- Körperliche und kognitive Fähigkeiten in allen Lebensphasen
- Ausgewogene Balance zwischen Belastung und Erholung
- Sinnstiftende Aufgaben mit klarer Rollenverteilung
- Soziale Teilhabe – unabhängig vom Alter
Eine alters- und alternsgerechte Arbeitsgestaltung ermöglicht es euch, die Stärken aller Mitarbeitenden effektiv einzusetzen, die betriebliche Gesundheit sowie eure Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Besonders auffällig: Noch nie waren so viele Frauen in dieser Altersgruppe berufstätig. Bei den Männern ist die Quote zwar weiterhin hoch, lag jedoch in der Vergangenheit stellenweise sogar noch höher. Durch das angehobene Renteneintrittsalter bleiben Arbeitnehmer:innen also zukünftig länger im Beruf. Einige Beschäftigte arbeiten sogar nach Renteneintritt noch.
Warum ist alters- und alternsgerechte Arbeit für euch als Arbeitgeber:innen relevant?
Demografische Veränderungen stellen viele Unternehmer:innen vor neue Herausforderungen. Das Durchschnittsalter der Belegschaft steigt, auf der anderen Seite sinkt gleichzeitig das Potenzial an jungen, erwerbsfähigen Personen. Ebenso sorgen gesetzliche Veränderungen wie das geänderte Renteneintrittsalter dafür, dass Mitarbeitende länger im Beruf bleiben.
Für euch als Arbeitgeber:innen bedeutet das: Eine strategische Anpassung wird notwendig, um langfristig erfolgreich zu bleiben.
Mit einer alters- und alternsgerechten Arbeitsgestaltung sorgt ihr für:
- Bindung von qualifiziertem Personal mit langjähriger Erfahrung und Wissen
- Sicherung eines generationsübergreifenden Wissenstransfer
- Schaffung eines attraktiven Arbeitsumfeldes für junge sowie erfahrene Beschäftigte
- Reduzierte Fehlzeiten durch präventive Maßnahmen
- Erfüllung gesetzlicher Anforderungen z. B. im Rahmen des Arbeitsschutzes
Je besser ihr auf die unterschiedlichen Bedürfnisse eures Teams eingeht, desto erfolgreicher könnt ihr sie langfristig in eurem Betrieb halten. Das gelingt jedoch nicht nur durch eine alterns- und altersgerechte Gestaltung des Arbeitsplatzes, sondern auch durch bewusste und stabile Teamstrukturen. Ihr wollt mehr über ein erfolgreiches Mitarbeiter:innen-Recruiting erfahren? Dann schaut euch doch gern diesen Beitrag dazu an.
Vielfalt im Alter kann zur echten Stärke werden, wenn ihr sie gezielt einsetzt. Altersgemischte Teams sind mehr als nur ein Nebeneffekt des demografischen Wandels, sie bieten auch ein großes Potenzial für eure Unternehmenskultur, Innovationskraft und den Unternehmenserfolg.
Was sind die Vorteile eines altersgemischten Teams?
Gegensätze ziehen sich bekanntlich an – aber ist das auch im Alter der Fall? Tatsächlich bringen altersgemischte Teams im Arbeitsumfeld neben frischem Wind zahlreiche Vorteile mit sich.
Hier sind einige Beispiele:
- Stärkung der Unternehmenskultur
Ein diverses Team zeigt: Hier zählt jede Lebensphase. Das stärkt euer Arbeitgeber:innen-Image und fördert die Loyalität, auch bei Mitarbeitenden über 50 Jahren. Gleichzeitig empfinden junge Bewerber:innen ein solches Arbeitsumfeld meist als menschlich und inspirierend. - Glaubwürdigkeit und Kund:innenbindung
Wenn ihr ein altersdiverses Team in eurem Betrieb habt, kann dies auch Kund:innen verschiedener Generationen authentischer ansprechen. Dies ist beispielsweise ein klarer Vorteil im Service, Vertrieb oder in der Produktentwicklung. - Wettbewerbsvorteil in Zeiten des Fachkräftemangels
Arbeitgeber:innen, die in Zeiten des demografischen Wandels nicht nur auf eine Altersgruppe setzen, sind klar im Vorteil. Wenn ihr Potenziale in allen Lebensphasen erkennt, könnt ihr langfristig erfolgreicher rekrutieren und eure Mitarbeitenden binden. - Vielfalt an Lebenserfahrungen
Mitglieder:innen in gemischten Teams weisen sehr häufig unterschiedliche Werdegänge auf. Während die jüngeren Angestellten womöglich frisch aus der Berufsschule oder Universität kommen, konnten ältere Mitarbeiter:innen bereits einige Erfahrung in der Arbeitswelt sammeln. Wenn ihr diese beiden Aspekte miteinander verbindet, entsteht ein breites Spektrum an neuen, innovativen Ideen und Lösungsansätzen. - Förderung von Wissensaustausch
Ältere Angestellte weisen oftmals mehr Berufserfahrung und Fachwissen auf, während die Gen Z häufig über ein aktuelles Know-How im technischen Bereich und innovative Denkweisen verfügt. Durch einen Austausch von Wissen und Fähigkeiten zwischen den verschiedenen Altersgruppen kann ein verbessertes Lernumfeld für alle Beteiligten entstehen. - Starke Problemlösungskompetenz
Durch die unterschiedlichen Denkweisen und angeeigneten Herangehensweisen entstehen vielfältige Perspektiven. Beim Lösen von komplexen Aufgaben ist dies ein klarer Vorteil. Teams mit einer Altersdiversität finden oft schnellere Lösungen. - Technologieaffinität und Gelassenheit
Junge Mitarbeiter:innen sind häufig technologieaffiner. Das erklärt sich durch das Aufwachsen mit medialen Inhalten. Dabei bringt die ältere Generation hingegen eine größere Stabilität und Gelassenheit ins Team. Durch die Kombination von verschiedenen Stärken kann dies zu einer höheren Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in deinem Team führen. - Positives Arbeitsklima
Ideenaustausch und Zusammenarbeit innerhalb eines vielfältigen Teams kann auch dazu beitragen, Vorurteile oder Stereotypen abzubauen. Dies führt wiederum zu einer offeneren und inklusiven Arbeitsumgebung. Erfahrungsberichte zeigen auf, dass in unterschiedlichen Generationen Klischees vorliegen können. Beispielsweise sei Gen Z zu „faul” und Generation Babyboomer „nicht mehr lernfähig”.

Was können Herausforderungen bei altersgemischten Teams sein?
Neben zahlreichen Vorteilen birgt eine Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Altersgruppen innerhalb eines Teams auch Herausforderungen, die du als Arbeitgeber:in beachten solltest:
- Kommunikationsbarrieren
Die Kommunikation zwischen unterschiedlichen Generationen ist kompliziert. Während ältere Mitarbeitende in der Regel eher direkte Gespräche oder eine formellere Kommunikation bevorzugen, kommunizieren jüngere oftmals bevorzugt digital und in einer lockereren Sprache. Dies kann zu Missverständnissen oder Konflikten innerhalb des Teams führen – besonders bei Projektabstimmungen oder Teamarbeit. - Unterschiedliche Werte und Erwartungen
Die Generation Babyboomer legt meist größeren Wert auf Pflichtbewusstsein und Präsenzarbeit. Für die Generation Z liegt eine stärkere Gewichtung auf Themen wie die Sinnhaftigkeit am Arbeitsplatz, Work-Life-Balance und Flexibilität. Unterschiedliche Erwartungshaltungen an die Führung, Karriere oder Feedback können zu Spannungen innerhalb des Teams führen. - Technologische Wissenslücken
Wie der Name bereits aussagt, bewegen sich die Digital Natives ganz selbstverständlich in digitalen Tools. Ältere Teammitglieder:innen benötigen allerdings oft mehr Einarbeitungszeit oder Unterstützung beim Arbeiten mit diesen. Ohne eine gegenseitige Rücksichtnahme im Team können Frust oder ein mentaler Rückzug entstehen. - Vorurteile und Stereotypen
Eine altersgemischte Zusammenarbeit kann auch durch ein Denken in Generationsklischees belastet werden. Typische Klischees und Stereotypen sind: Junge Arbeitnehmer:innen sind „faul" oder alte Mitarbeitende „nicht lernfähig". Werden diese unausgesprochenen Vorurteile nicht angesprochen, leidet darunter das Teamklima. - Leistungsdruck durch Vergleiche
Eine unterschiedliche Belastbarkeit oder Schnelligkeit (zum Beispiel bei körperlichen Tätigkeiten oder beim Multitasking) kann ungewollt zu einem Leistungsdruck im Team oder auch zu gegenseitigen Abwertungen führen – in beide Richtungen. - Führungsherausforderungen
Seid euch bewusst: Ein und derselbe Führungsstil passt nicht zu allen Altersgruppen. Jüngere Mitarbeitende erwarten häufig mehr Mitbestimmung, während ältere Arbeitnehmer:innen klare Strukturen schätzen. Eure Führungskräfte müssen sich bestenfalls flexibel auf verschiedene Bedürfnisse einstellen können.
Die genannten Herausforderungen bedeuten nicht, dass altersgemischte Teams zum Scheitern verurteilt sind – ganz im Gegenteil: Sie zeigen auf, wo ihr als Arbeitgeber:innen aktiv ansetzen könnt.
Mit einer richtigen Gestaltung von Arbeitsbedingungen, Führung und Kommunikation schafft ihr nicht nur ein produktives, sondern auch ein generationsübergreifend gesundes Arbeitsumfeld.

Wie könnt ihr altersgerechte Arbeit in eurem Unternehmen fördern?
Eine altersgerechte Arbeitsgestaltung bedeutet nicht, dass ihr alle eure Mitarbeiter:innen gleich behandeln sollt, sondern auf ihre individuellen Bedürfnisse, Lebensphasen und individuellen Fähigkeiten einzugehen und passende Rahmenbedingungen zu bieten. Nur so können alle Beteiligten ihr Potenzial entfalten, ganz gleich ob Berufseinsteiger:in, Azubi, erfahrene Fachkraft oder Beschäftigte kurz vor dem Ruhestand.
Folgende Tipps zeigen euch, mit welchen Maßnahmen ihr euren Arbeitsalltag so gestalten könnt, dass unterschiedliche Altersgruppen langfristig gesund und motiviert sowie leistungsfähig bleiben.
1. Anpassung der Arbeitszeit
Bietet euren Arbeitnehmer:innen individuelle Wahlmöglichkeiten bei der Gestaltung Ihrer Arbeitszeit an. Teilzeit, Gleitzeit, Homeoffice, ein stufenweiser Übergang in den Ruhestand oder auch Sabbaticals sind sinnvolle Modelle, die für mehr Flexibilität innerhalb eures Teams sorgen und auf unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensphasen Rücksicht nehmen. Auch flexible Erholungszeiten wie kürzere Pausen oder spezielle Ruhebereiche können dabei helfen, die tägliche Leistungsfähigkeit zu stabilisieren.
2. Arbeitsumgebung und Technik
Mit zunehmendem Alter ändern sich die Sinneswahrnehmungen. Eine gute Arbeitsplatzbeleuchtung (bestenfalls doppelt so hell wie bei jüngeren Arbeitnehmenden), blendfreie Monitore, kontrastreiche Darstellungen und größere Schriftgrößen tragen zum Schutz der Augengesundheit bei. Gleichzeitig helfen ergonomische Arbeitsplätze, ein rückenschonendes Mobiliar und höhenverstellbare Arbeitsmittel dabei, körperliche Belastungen am Arbeitsplatz zu reduzieren.
3. Klimatisierung und Temperaturanpassung berücksichtigen
Die Thermoregulation nimmt mit zunehmendem Alter ab. Achtet daher auf ein ausgeglichenes Raumklima durch eine gute Belüftung, einen geeigneten Sonnenschutz oder andere gezielte bauliche Maßnahmen. In besonders kühlen Arbeitsbereichen kann eine geeignete Schutzkleidung sinnvoll sein.
4. Lärm- und Gehörschutz gewährleisten
Im Alter kann Lärm als noch belastender wahrgenommen werden. Bietet euren Mitarbeitenden schallschluckende Materialien, gekapselte Maschinen und visuelle Signalgeber als Ergänzung zu akustischen Hinweisen an. Auf diese Weise unterstützt ihr die Konzentrationsfähigkeit und das Wohlbefinden eurer Mitarbeiter:innen.
5. Unfallprävention durch eine sichere Arbeitsplatzgestaltung
Ebenso wichtig ist es, eure Beschäftigten am Arbeitsplatz durch gezielte Markierungen, rutschfeste Böden und geeigneten Berufsschuhen vor Stürzen auf der Arbeit zu schützen. Wusstet ihr, dass SRS-Unfälle (Stolpern, Rutschen, Stürzen) zu den häufigsten Arbeitsunfällen zählen? Hier erfahrt ihr mehr dazu.
6. Vielfältige Aufgaben und Entwicklungsmöglichkeiten schaffen
Monotone Tätigkeiten oder eine einseitige Belastung kann – je nach Lebensphase – schnell zu einer Überforderung oder zu Langeweile führen. Bietet daher einen Aufgabenwechsel, eine Job-Rotation oder temporäre Projekte an. So sorgt ihr für mehr Abwechslung und fördert den Wissensaustausch und die Weiterentwicklung in eurem Team.
7. Gesundheitsförderung und Weiterbildung anbieten
Investiert gezielt in die mentale und körperliche Gesundheit eurer Mitarbeitenden. Angebote wie ein Rückentraining, Stressbewältigungsmaßnahmen oder auch digitale Gesundheits-Apps stärken die Resilienz bei euren Angestellten. Auch Weiterbildungen – insbesondere bei der Arbeit mit digitalen Tools oder beim Führen aus der Distanz (z. B. bei Homeoffice) – sollte euren Mitarbeitenden aus allen Generationen offenstehen.
8. Sensibilisierung der Führungskräfte
Eure Führungskräfte gelten als Schlüsselpersonen im generationsgerechten Arbeiten. Gezielte Schulungen zu Kommunikation, Motivation und Teamführung im altersdiversen Umfeld helfen dabei, die Bedürfnisse verschiedener Altersgruppen zu erkennen und diese wertschätzend zu integrieren.
Altersvielfalt als Chance – wenn ihr sie richtig gestaltet
Altersgemischte Teams bieten ein enormes Potenzial für euer Betriebsklima, eure Innovationskraft und die Wettbewerbsfähigkeit eures Unternehmens. Entscheidend hierbei ist jedoch, dass ihr die Unterschiede nicht als ein Hindernis, sondern als eine Ressource begreift.
Mithilfe einer alterns- und altersgerechten Arbeitsumgebung könnt ihr nicht nur dem demografischen Wandel begegnen, sondern auch euer Unternehmen langfristig stärken. Nutzt den Wandel als eine Chance für mehr Vielfalt, Miteinander und mehr Zukunftsfähigkeit in eurem Unternehmen.
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