ESG: Wertorientierte Grundsätze Mit Governance eine nachhaltige Unternehmensführung Autor: Tanja Tach
Nachhaltigkeit, Klimawandel und Diversity – vielleicht sind euch diese Begriffe im Kontext der ESG-Kriterien bereits begegnet. Diese werden genutzt, um Unternehmen anhand ihres Beitrags zur Nachhaltigkeit zu bewerten. Der Begriff Governance geht bei den großen Themen Environment und Social schon mal unter, doch ist dieser vielleicht sogar der wichtigste der drei Aspekte? Wir erklären euch heute, was es genau mit dem Aspekt Governance auf sich hat. Außerdem verraten wir euch, wie ihr nicht nur ein gutes ESG-Rating erhaltet, sondern durch eine wertorientierte Unternehmensführung eurer Unternehmen nachhaltig stärkt.
Themen in diesem Beitrag
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- Bestellung von Fachkraft für Arbeitssicherheit und Betriebsarzt
- Erstellung von Gefährdungsbeurteilungen, Unterweisungen und vieles mehr
- Dauerhafte Preisgarantie
Was heißt ESG?
ESG bedeutet Environmental, Social, Governance und gilt als Ansatz, der anhand von Kriterien bewertet, inwieweit ein Unternehmen einen freiwilligen nachhaltigen Beitrag zur Entwicklung leistet, der nicht nur gesetzliche Anforderungen erfüllt, sondern auch darüber hinaus geht. Diese teilen sich in Aspekte der Umwelt, des Sozialen und der Unternehmensführung auf. Vor allem in der Finanz- und Anlagenwirtschaft gewinnen die ESG-Kriterien immer mehr Beachtung. In diesem Beitrag gehen wir genauer auf den Aspekt der Governance ein. Für ein umfassendes Verständnis schaut euch gerne die Beiträge zu Environment und Social an.
Was bedeutet Governance auf Deutsch?
G=Governance: Der letzte der drei Buchstaben aus ESG steht für eine ethisch korrekte und wertorientierte Unternehmensführung bzw. -kultur. Er beschreibt die Grundsätze einer nachhaltigen Unternehmensführung als ein System von Regeln, Richtlinien und Prozessen. Schwerpunkte wie Unternehmenswerte, Unternehmenssteuerung und Kontrollprozesse stehen hierbei im Fokus. Damit soll die Regeltreue der Unternehmen überwacht und Korruption oder wettbewerbswidriges Verhalten unterbunden werden.
Welche unterschiedlichen Definitionen gibt es für Governance?
Das Thema Corporate Governance ist bereits seit vielen Jahrzehnten präsent und verändert sich stetig, was zu Diskussionen in der Definition führt. Früher wurde der Begriff Corporate Governance enger gefasst. Er beschrieb die Art und Weise, wie ein Unternehmen geführt und kontrolliert wird. Im Laufe der Geschichte ging es dann zusätzlich um die Wechselwirkungen mit anderen Unternehmen, der Regierung und Kunden.
Durch die ESG-Kriterien wird diese Wechselwirkung erweitert und beinhaltet nun die Verbindung des Unternehmens mit der Umwelt und Gesellschaft. Auch die politischen Aspekte sind wichtiger geworden, da die Wirtschaft und Gesellschaft durch die Globalisierung immer enger zusammenhängen. Das wird auch in den 17 Zielen sichtbar, auf die wir später im Beitrag näher eingehen.
Wie gestalten sich die ESG-Kriterien für eine nachhaltige Unternehmensführung?
Eine nachhaltige und wertorientierte Unternehmensführung funktioniert nur durch ein unternehmensinternes Regelwerk, welches sowohl interne als auch externe Abläufe organisiert und kontrolliert. Dabei sollen Rechte, Rollen und Verantwortlichkeiten klar kommuniziert und verwaltet werden. Die Interessen der Unternehmer:innen müssen auf gerechte Weise mit den Interessen von Investor:innen oder Aktionär:innen ausgeglichen werden. Bei Finanzinstitutionen repräsentiert die nachhaltige Unternehmensführung in besonderem Maße die Anforderungen an eine kompetente Risikokultur im Sinne der Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk).
Zusammengefasst bilden die folgenden Kriterien die wichtigsten Bereiche, in denen der Aspekt Governance besonders beachtet werden muss:
- Risikomanagement
- Compliance
- Aufsichtsstrukturen
- Rechnungswesen
- Reputationsmanagement
- Korruption
Im September 2021 wurde mit der ISO 37000 Norm eine weitere Definition einer guten Unternehmensführung verabschiedet. Diese setzt einen neuen Standard der Führung und Organisation, die dafür verantwortlich ist, einen eigenen Beitrag in der Gesellschaft und der Wirtschaft zu erfüllen. Dieser Beitrag soll nach ethischen Leitlinien erfolgen sowie langfristig nachhaltige Ziele anstreben.
Was ist ein Risikomanagementsystem?
Unternehmerisches Handeln ist immer mit Risiken verbunden. Dadurch, dass die Zukunft nicht vorhersehbar ist, müssen eine Vielzahl von Chancen und Risiken im Vorhinein analysiert werden. Daraufhin können Maßnahmen zur Vorbeugung und Bewältigung erarbeitet werden. Das Risikomanagement bildet damit einen wichtigen Teil der Unternehmensführung.
In Hinblick auf die ESG-Kriterien bietet das Risikomanagement eine Grundlage zur Erreichung der Ziele und gleichzeitig der Reduzierung der Risiken. Diese können sich beispielsweise in Compliance-Risiken aufzeigen, in Arbeitssicherheits- oder strategischen Risiken. Eine gute, nachhaltige Unternehmensführung verzeichnet meist auch ein gutes Risikomanagementsystem, was zu einer guten Performance führt. Auch Gefährdungsbeurteilungen sind ein zentrales Element des Risikomanagements. Was es genau damit zu tun hat und wie ihr eine Gefährdungsbeurteilung einfach online erstellt, erfahrt ihr hier.
Welche SDGs sollen im Bereich Governance erreicht werden?
Mit der Agenda 2030 wurden 17 Ziele, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs), für die Weltgemeinschaft gesetzt. Diese sollen zu einer sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltigeren Entwicklung beitragen. Die für den Aspekt Governance relevanten Ziele sind Folgende:
Nr. 9: Industrie, Innovation und Infrastruktur
Die Infrastruktur spielt beim Thema Nachhaltigkeit eine entscheidende Rolle. Vor allem durch die Pandemie sind viele Haushalte und Unternehmen in einer angespannten Lage. Aus diesem Grund soll die inklusive und nachhaltige Industrialisierung gefördert sowie eine widerstandsfähige Infrastruktur aufgebaut werden. Auch kleinere Unternehmen sollen einen erleichterten Zugang zu Krediten bekommen. Dazu gehören verbesserte Forschung, technologische Kapazitäten und der Zugang zu Informations- und Kommunikationsquellen.
Nr. 10: Weniger Ungleichheiten
Zunächst soll kein Mensch aufgrund von Alter, Geschlecht, Behinderung, Religion oder anderen Aspekten diskriminiert werden. Das Ziel Nummer 10 bezieht sich außerdem auf die große Kluft zwischen Arm und Reich. Deshalb soll das Einkommen der ärmeren Bevölkerung steigen und die Ungleichheiten durch armutsorientierte Sozialpolitik, Lohn- und Fiskalpolitik reduziert werden. Auch Fehlverhalten wie Korruption, Steuerhinterziehung oder Ausgrenzung sollen stärker bekämpft werden.
Nr. 12: Nachhaltiger Konsum und Produktion
Unsere natürlichen Ressourcen müssen nachhaltiger und effizienter genutzt werden. Unternehmen und Verbraucher:innen müssen besser über nachhaltigen Konsum informiert werden, um soziale und ökologische Risiken möglichst gering zu halten. Beispiele dafür sind ein umweltverträglicher Umgang mit Chemikalien, das Recycling von Flaschen und Abfällen und die bevorzugte Beschaffung von nachhaltigen Lebensmitteln oder Produkten.
Nr. 16: Frieden, Recht und starke Institutionen
Das sechzehnte Ziel ist eine umfassende Generationenaufgabe. Sie ist jedoch sehr wichtig für die Krisenprävention und Friedensförderung. Regierungen, Zivilgesellschaften und die Bevölkerung müssen zusammenarbeiten, um Gewalt, Korruption, Bestechung, Steuervergehen und illegale Finanzströme zu unterbinden. Auch der internationale Waffenhandel soll reduziert werden. Für uns heißt das: Die Demokratie stärken, zur Wahl gehen und den Zugang zur Justiz für alle gewährleisten.
Nr. 17: Partnerschaft zur Erreichung der Ziele
Das letzte der 17 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung steht für die gemeinsame Zusammenarbeit und Anstrengung als Grundbedingungen zur Erreichung aller Ziele. Das internationale System aus Finanzen, Weltmarkt, Wissen und Technologie muss für die gesamte Menschheit gleichermaßen greifbar sein. Dafür müssen auch entsprechend “alle” mitarbeiten, das heißt: Alle gesellschaftlichen Akteur:innen, Partnerschaften, Länder und Kommunen sollen ihren Beitrag leisten und gefordert sowie gefördert werden.
Wie sieht eine wertorientierte Unternehmensführung konkret aus?
Um eine nachhaltige Unternehmensführung zu erreichen, könnt ihr einige Aspekte beachten und optimieren. Zunächst solltet ihr in allen Geschäftsbereichen Vielfalt sichern. Das heißt, Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtern, Kulturen, Religionen oder Nationalitäten zu beschäftigen. Ihr müsst sowohl intern als auch extern deutlich machen, dass ihr euch hohe Umwelt- und Sozialstandards für euer Unternehmen setzt. Das betrifft eure Arbeitnehmenden, Produzierende, Lieferantenketten sowie Stakeholder und Aktionär:innen.
Angefangen bei den Arbeitnehmenden, ist es wichtig, regelmäßige Gefährdungsbeurteilungen und Unterweisungen durchzuführen. Als Teil der präventiven Maßnahmen des Risikomanagements gehört das zur Sicherung der Arbeitssicherheit und -gesundheit eurer Mitarbeitenden.
Zudem solltet ihr nicht nur euer Unternehmen für die Anlagenwirtschaft gut präsentieren, ihr solltet auch selbst nachhaltige Investitionen tätigen, um die Erreichung der 17 Ziele zu fördern. Mit dazu zählen auch Partner:innen, Produzent:innen oder Lieferant:innen, die dahingehend kontrolliert werden müssen, ob sie menschengerechte, umweltbewusste und soziale Richtlinien befolgen. Das gilt ebenso für Angestellte im Rechnungswesen, sodass Korruption, Diebstahl oder Steuervergehen verhindert werden.
Eine weitere Möglichkeit ist es, an freiwilligen Zusammenschlüssen teilzunehmen oder sich externe Expert:innen hinzuzuziehen, die sich mit der Umsetzung der ESG-Kriterien auskennen und euch beratend zur Seite stehen.
Folgende Punkte könnt ihr in euren Unternehmensalltag integrieren und vor allem euren Mitarbeitenden nahelegen, sodass sie auch in ihrem privaten Umfeld nachhaltiger handeln können:
- Konsum bewusst gestalten, sowohl Nahrungsmittel als auch Papier oder Elektrogeräte
- unbenutzte oder alte Elektrogeräte spenden
- weniger Müll produzieren z. B. durch digitalisierte Prozesse
- korrekte Mülltrennung: informieren und überwachen
- Kreislaufwirtschaft kommunizieren und im Unternehmen recyceln
- Diversität offen annehmen und Diskriminierung unterbinden
- Vertrauen zu den Mitarbeitenden herstellen und ein offenes Ohr für Probleme anbieten
Worin bestehen die Vorteile für euer Unternehmen?
Wie bei den E- und S-Kriterien braucht es auch bei dem Governance-Aspekt einen gewissen Aufwand, der sich dann für das Unternehmen positiv auswirkt. Mit der Umsetzung von Maßnahmen für eine gute Governance werden viele Unternehmensprozesse optimiert, Kosten gespart und das Unternehmen kann dadurch deutlich stabiler und sicherer mit Krisenzeiten umgehen.
Vor allem die Corona-Pandemie hat die Widerstandsfähigkeit einiger Unternehmen bewiesen. Unternehmen mit einer guten Führung ist es gelungen, ihren Verpflichtungen gegenüber Kund:innen und Mitarbeitenden mit wesentlich weniger Verlusten nachzugehen und ihre Performance damit zu sichern. Das gelingt, indem das Unternehmen durch gute Governance interne und externe Interessenskonflikte im Vorhinein vermeidet oder ausgleicht sowie die Sicherheit und Gesundheit aller Arbeitnehmenden im Unternehmen schützt. Durch Aspekte wie Steueroptimierung, soziale Gerechtigkeit, faire Löhne und Arbeitszeiten, Umweltschutz und vieles mehr können nachhaltige Beziehungen, Anreize und eine nachhaltige Mentalität geschaffen werden, die das Unternehmen in allen Belangen stützen.
Wenn die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Systeme widerstandsfähig sind, können Unternehmen sich an die Welt nach der Pandemie anpassen beziehungsweise erholen. Das ist nur durch die Beachtung von ESG-Kriterien in allen Entscheidungen möglich.
Weitere Vorteile nachhaltiger Unternehmensführung sind:
- Diversität im Vorstand führt erwiesenermaßen zu besseren Leistungen in komplexen Umfeldern.
- Unabhängige Aufsichtsratsmitglieder erhöhen die Objektivität und Kompetenz des Aufsichtsrats.
- Stärkere Kontrolle der Lieferketten und Unternehmensprozesse führen zu positiven Auswirkungen auf die Leistung und Sicherheit der Mitarbeitenden und des Unternehmens.
- Gutes Risikomanagement führt zu geringeren Kosten durch Vorbeugung von möglichen Ausfällen.
- Arbeitsschutz und -gesundheit am Arbeitsplatz sichert und steigert die Performance der Beschäftigten.
- Ein gutes ESG-Rating führt zu einer erhöhten Kundenakquise und ist ein Vorteil im Recruiting.
- Einhaltung der ESG-Kriterien führt zu positiven finanziellen und nicht finanziellen Anreizen.
Was entstehen für Nachteile bei einer Nichtbeachtung der Governance?
Nachteile bei Nichtbeachtung der Governance können zum einen die Performance und Stabilität des Unternehmens belasten. Durch unzulängliche Kontrolle und Struktur in der Unternehmensführung entstehen erhöhte Fehlerquellen und Risiken. Diese belasten den Unternehmenswert. Bei unvorhersehbaren Ereignissen, wie es uns auch die Pandemie gezeigt hat, können diese Unternehmen unter Verlust von Mitarbeitenden, hohen Kosten bis hin zur Betriebsschließung leiden.
Außerdem sind in der Governance die Kontrolle und Einhaltung verschiedener Gesetze und Vorschriften von großer Bedeutung, wie das Arbeitsschutzgesetz (ArbSCHG) und Gesetze zu Menschenrechten. Wird gegen diese Gesetze verstoßen, sind Arbeitgebende – und dadurch die Unternehmensführung – verantwortlich und werden für ihre Vergehen streng geahndet. Was euch zum Beispiel das Unterlassen einer Gefährdungsbeurteilung kosten kann, erfahrt ihr hier. Diese Vorschriften dienen der Sicherheit eurer Mitarbeitenden und eine fahrlässige Gefährdung führt nicht nur zu Kosten durch Ausfälle, sondern auch zu hohen Bußgeldern oder Freiheitsstrafen.
Auch die Reputation eines Unternehmens kann geschädigt werden, wenn Fehlverhalten öffentlich oder es bekannt wird, dass ein Unternehmen menschenunwürdige Arbeit oder Diskriminierung unterstützt. Das ist nicht nur für die Kundenakquise und das Recruiting ein Problem, sondern schädigt nachhaltig die Unternehmensstruktur und das Image. Dazu zählen ebenfalls Steuervergehen, die häufig sehr groß in der Öffentlichkeit diskutiert werden und natürlich strafbar sind.
Sollte das G der wichtigste ESG-Aspekt sein?
Bereits die erste Erwähnung von ESG im Who Cares Wins Bericht im Jahr 2004 beinhaltet die Worte: “Eine solide Unternehmensführung und Risikomanagementsysteme sind entscheidende Voraussetzungen für die erfolgreiche Umsetzung von Strategien und Maßnahmen zur Bewältigung ökologischer und sozialer Herausforderungen.”
Das bedeutet, dass durch eine nachhaltige Unternehmensführung, die klare und zielgerichtete Strukturen aufweist und diese auch kontrolliert, eine Grundlage geschaffen wird, um auch die anderen ESG-Aspekte Environment und Social zu erzielen.
Bei dem Aspekt Governance geht es viel um die Frage des Gleichgewichts. Die unternehmerischen Ziele müssen mit denen der ESG-Kriterien in Einklang gebracht werden und dies funktioniert nur mit einer wertorientierten Unternehmensführung. Sobald man sich in der Führungsrolle dazu entscheidet, nachhaltiger im gesamten Unternehmen agieren zu wollen, werden automatisch die Sozialen- und Umweltanforderungen mit angestoßen. Man kann also sagen, dass das G als Grundstein gilt, ohne den die anderen Kriterien nicht funktionieren.
Arbeitssicherheit – der Schlüssel zu einer nachhaltigen Unternehmensführung
Nur ein sicheres Unternehmen ist auch ein gutes Unternehmen. Wir bei der Arbeitssicherheit Sofort wollen euch dabei unterstützen. Auch uns ist Nachhaltigkeit besonders wichtig, weshalb wir vor allem die datenschutzkonforme Digitalisierung von Arbeitssicherheit fördern. Mit unseren Online-Unterweisungen, Gefährdungsbeurteilungen und outgesourcten Betriebsbeauftragten bieten wir euch das komplette Paket für Arbeitsschutz und -gesundheit aus einer Hand.
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